Wenn Nähe lebendig wird – das Wintermärchen vom roten Dalapferd und dem Hasen – Eine Geschichte von Nähe, Vertrauen und dem Unsichtbaren

In der Adventzeit wird die Welt ruhiger. Die Tage werden kürzer, die Nächte tiefer, und manchmal spüren wir, wie sehr wir uns nach Nähe sehnen – nach Wärme, nach Geborgenheit, nach einem stillen Dasein. Nähe bedeutet nicht immer, jemandem körperlich nahe zu sein. Manchmal beginnt sie im Stillen: als leiser Wunsch, als sanftes Erinnern, als Atemzug, der sagt: Ich möchte mich wieder spüren.

Ich freue mich sehr, auch heuer wieder von Susanne Heinen als Gastautorin eingeladen worden zu sein, um das 18. Türchen ihres wundervollen Adventkalenders zu gestalten – der dieses Jahr das Wort „Nähe“ in den Mittelpunkt stellt. Ich finde, es ist ein besonders wichtiges und aktuelles Thema, nicht nur in der besinnlichen Weihnachtszeit. Tauche gerne in meine Geschichte ein und nimm dir den ein oder anderen Impuls mit, der dich deiner eigenen Nähe näher bringen kann.

Wusstest du schon, dass das Dalapferd in Schweden weit mehr ist als ein dekoratives Holzpferd?

Das Dalapferd hat seine Wurzeln in der Region Dalarna in Schweden. Es ist eng mit lebendigen Traditionen verbunden. Besonders bekannt ist das Dalapferd in seiner kräftigen roten Farbe, die für Energie, Stärke und Lebenskraft steht. Oft wird das Dalapferd als Geschenk weitergegeben – als Zeichen von Verbundenheit, Erinnerung und Wertschätzung. Es begleitet Menschen als Mitbringsel, Glückssymbol oder liebevolle Geste. Auch bei Festen und Feiern spielt es eine Rolle: als stiller Begleiter in der Adventszeit, als Dekoration auf Tischen, Geschenken oder am Weihnachtsbaum.
Es gilt als Symbol für Handwerkskunst, Tradition und die tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihrer Herkunft. Seit Generationen wird es von Hand geschnitzt und bemalt und jedes Dalapferd ist ein Unikat, getragen von Zeit, Geduld und Bedeutung. (sinngemäß nach Verlag Oetinger)

Vielleicht ist es genau deshalb ein so kraftvolles Sinnbild: für das, was bleibt, für das, was uns still begleitet und für das, was im Inneren wirkt, auch wenn es von außen unbewegt scheint. Denn Nähe entsteht nicht nur dort, wo jemand körperlich anwesend ist. Nähe kann auch wachsen in der Stille, im Dasein, im behutsamen Sich-Annähern. Manchmal genügt eine kleine Geste. Ein „Bleiben“ oder ein „Sich-Anlehnen“.

Und manchmal kann Nähe sogar etwas lebendig machen, das lange geschlafen hat –ein Herz, einen Wunsch, eine Hoffnung. Vielleicht ist es genau diese Geste des Schenkens und Begleitens, die das Dalapferd auch in Geschichten so lebendig macht. Genau davon erzählt das folgende Wintermärchen, das in dieser besinnlichen Adventzeit in mir entstanden ist.

Das Märchen vom roten Pferd und dem Hasen

In einer Winternacht, die so still war, dass selbst der Schnee kaum zu atmen wagte, stand ein rotes Pferd am Rand des Waldes. Seine wunderschönen, aufgemalten Muster leuchteten schwach im Mondlicht, doch sein Körper war aus Holz – ruhig, unbewegt und so alt wie die Zeit selbst. Man erzählt die Geschichte, dass es die Träume der Menschen bewahre. Aber in dieser Nacht schien niemand einen Traum geschickt zu haben. Es war allein und Stille kann manchmal sehr schwer sein.

Da hoppelte ein kleiner Winterhase durch den frisch gefallenen Schnee. Sein Pfoten waren kalt, sein Pelz feucht vom Frost, und seine Ohren zitterten. Er suchte Schutz und Wärme und er wünschte sich ein Herz, dass ihn hörte und nicht fortlief.

Als er das rote Pferd sah, blieb er stehen. Es war wunderschön – aber vor allem war es da, einfach nur da. „Darf ich mich zu dir setzen?“ fragte der Hase leise. „Ich fühle mich so allein.“ Das Pferd konnte eigentlich nicht sprechen. Der Hase zögerte. „Alle schlafen. Und ich habe niemanden, der mir Wärme schenkt.“
Das Pferd neigte unbemerkt den Kopf, und der Schnee glitzerte auf seiner Mähne wie Sternenstaub. Der Hase kuschelte sich an den Fuß des Pferdes. Das Holz fühlte sich kalt an, aber etwas darin vibrierte — eine leise, lebendige Wärme, als wäre darin ein kleiner Stern gefangen…dann spürte der Hase etwas. Einen kaum hörbaren Herzschlag. Zart und zögerlich, wie ein Stern, der versucht, wieder zu leuchten. Der Hase schmiegte sich an das unbewegte Bein des Pferdes. Er legte sein kleines Ohr an das Holz. Noch ein Schlag und noch einer! Behutsam, vorsichtig und unsicher – als würde das Pferd fragen: Darf ich lebendig werden? „Ich bin jetzt bei dir“, flüsterte der Hase. „Du bist jetzt auch nicht mehr allein.“

Und da geschah das Wunder: Am frühen Morgen stieg der Morgenstern über den Hügel – sein Licht fiel direkt auf das rote Pferd und die alten Muster begannen warm zu glühen. Das Holz wurde weich wie Atem. Das Pferd hob den Kopf…schnaubte eine kleine Wolke in die Winternacht…und sah den Hasen an, mit Augen, die ganz lebendig wurden! Dem Hasen war ganz warm um sein Herz geworden und vor Freude, dass durch seine Nähe das Pferd nun zum Leben erwachte, galoppierten beide nun gemeinsam durch den glitzernden, verschneiten Winterwald…

Denn, so erzählt man es im Norden:
Manchmal macht Nähe das lebendig, was lange geschlafen hat.
Manchmal erweckt ein Herz ein anderes. Und manchmal reicht es, wenn zwei Wesen nebeneinander sitzen und sich trauen zu sagen: „Du bist nicht allein.“

Fragen, die dich deiner eigenen Nähe näher bringen können

Vielleicht berührt dich dieses Märchen oder vielleicht weckt es etwas in dir, das leise ruft. Nimm dir einen Moment und spüre in dich hinein:

💞 Nähe zu mir selbst

  • Was in mir möchte wieder gehört werden?
  • Welche Sehnsucht in mir verdient heute einen Schritt der Nähe?

🌟 Nähe zu einem inneren Licht

  • Welches kleine Licht in meinem Leben möchte ich wieder entzünden?
  • Welche Hoffnung darf näherkommen?

🐇 Nähe als Vertrauen

  • Wo darf ich mich behutsam anlehnen – wie der kleine Hase?
  • Wen oder was könnte ich einladen, mir heute nah zu sein?

🐴 Nähe, die lebendig macht

  • Was könnte in meinem Leben wieder erwachen, wenn ich dem sanft näherkomme?
  • Kreatives Schaffen kann dich mit deiner eigenen Nähe in Verbindung bringen! Wenn du dich darauf einlassen möchtest, probiere gerne meine Impulskarten aus!

Abschließende Gedanken 🤍

Nähe entsteht im Moment.
Im Atmen.
In einem Blick.
Im Mut, nicht davonzulaufen.

Vielleicht trägt dieser Adventtag ein kleines Wunder in sich – so leise wie der Herzschlag des roten Dala-Pferdes, oder so warm wie die Nähe eines kleinen Hasen, oder aber auch so strahlend wie der Morgenstern, der uns allen den Weg zeigt.

Wenn Dir diese Geschichte mit der Botschaft über die vielen Facetten, wie wir Nähe erleben können gefallen hat, dann freue ich mich und lade Dich ein, mir ein paar Worte Deiner Gedanken hier zu lassen!

Ich wünsche Dir eine schöne Weihnachtszeit in Nähe, Wärme und Geborgenheit, Sue

8 comments

  1. Liebe Sue,

    dein Beitrag zu Susannes Adventskalender gefällt mir wirklich außerordentlich gut! 🫶

    „ Manchmal macht Nähe das lebendig, was lange geschlafen hat.“ – Welch eine zauberhafte Erkenntnis! 🥰

    Vielen Dank dafür und hab ein friedvolles Weihnachtsfest! ✨

    Lieben Gruß! Rebecca 🙋🏻‍♀️

    1. Liebe Rebecca, das freut mich sehr, dass Dir meine Geschichte gefällt! Ich habe dich heute auf Instagram gefunden und auch Deine Geschichte gehört! Ich war sehr berührt! Ich wünsche dir ein ruhiges Weihnachtsfest mit vielen „Nähe-Begegnungen“! Liebe Grüsse, Sue

  2. jahrelang bin ich gerne weggelaufen.
    ich weiß nicht, wer oder was mein Häschen war. aber es lehrt mich immer noch lebendig zu sein.
    Dankeschön für diesen MorgenImpuls

    1. Danke fürs Lesen, liebe Solveig! Manchmal ist das Weglaufen einfacher und schützt uns vielleicht! Letztendlich dürfen wir lernen, unsere Herzen zu öffnen und vieles kann dadurch leichter werden…Ich wünsche Dir ein schönes Weihnachtsfest und liebe Grüsse, Sue

  3. Ich kannte Dalapferde noch nicht. Es ist eine ganz wunderbare Geschichte die du dir da ausgedacht hast. Sie inspiriert ein inne zu halten und die Geschichte selbst erzeugt Nähe. Vielen Dank

    1. Danke, liebe Inge fürs Lesen! Das freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt! Ja, ich liebe diese Dala-Pferde…sie gibt es in vielen Variationen, meistens aus Holz in Schweden und werden gerne verschenkt! Liebe Grüsse, Sue

  4. Liebe Sue,

    vielen Dank, dass Du diesen schönen Beitrag im Blog-Adventskalender 2025 geteilt hast. Die Dala-Pferde mag ich auch sehr und Dein selbst geschriebenes Weihnachtsmärchen ist so berührend und hoffnungsvoll. Ja, so kann es sein, wenn man der Nähe eine Chance gibt, da kann viel Schönes entstehen.

    Ich wünsche Dir noch eine schöne Adventszeit und frohe Weihnachten❤️.

    Liebe Grüße,
    Susanne

    1. Liebe Susanne, vielen Dank! Durch das gestalten des Adventkästchens in Deinem Kalender ist die Geschichte erst entstanden, dafür danke ich Dir! Ich wünsche Dir auch eine schöne Adventzeit…und bald ist ja auch schon Weihnachten!, Liebe Grüsse Sue

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert